Der vordere Kreuzbandriss

Bandnaht-OP oder Bandplastik-OP oder konservative Therapie?
 

Der vordere Kreuzbandriss ist eine typische unfallbedingte Knieverletzung. Mit Hilfe der Kernspintomografie wird im Regelfall die Diagnose frühzeitig nach dem Unfallereignis gestellt. In seltenen Fällen kommen die Patienten zu einem späteren Zeitpunkt mit Instabilitätssymptomen zur Behandlung, bei der erst dann die Diagnose einer vorderen Kreuzbandverletzung gestellt wird.

Bei einer frühen Diagnosestellung hat der Verletzte in den ersten 3 Wochen die Möglichkeit eine Naht der verletzten Bandstrukturen durchführen zu lassen. Diese Bandnaht hat früher keine Verbesserung der Kniestabilität erreicht. Seit 2009 hat die zusätzliche Verwendung eines dynamischen Stabilisierungsfadens (Ligamys-Implantat) zu ähnlichen Ergebnissen wie bei einer Bandersatzplastik geführt. Seit 2015 wird diese OP-Methode von vielen Operateuren eingesetzt und hat in begleitenden Studien die multizentrisch erhobenen Ergebnisse der Vorjahre bestätigt.
Der Vorteil der VKB-Bandnaht ist zunächst der kleinere Eingriff im Gelenk. Über kleine Schnitte werden die Bandstrukturen arthroskopisch mit Fäden gefaßt und am Ursprungsort refixiert. Eine Entfernung von Bandstrukturen oder anderem Gewebe (z.B. Nervenrezeptoren) findet nicht statt. Die Bandnaht wird über einen gelenkfern fixierten Stabilisierungsfaden ( Dicke: 2mm ) mit einer Federschraube ( Ligamys-Implantat ) gesichert. Dieser Stabilisierungsfaden ermöglicht nach 1 Woche eine sehr rasche Mobilisierung des Gelenkes, vergleichbar mit der Rehaphase nach einer VKB-Bandplastik. Eine  Gelenkschiene ( Orthese ) ist ab der 2.Woche post OP nicht notwendig. 
Mit diesem OP-Verfahren (Ligamystechnik) zeigen ca. 90% der Patienten nach einem Jahr stabile und gut bewegliche Kniegelenke. Das Ligamysimplantat sollte nach 4-6 Monaten entfernt werden. Das Implantatlager füllen wir in der Regel mit einem Knochenersatzstoff auf.

Mit der VKB-Naht vermeiden wir die Entnahme einer kniegelenksnahen Sehne für die sonst übliche Bandersatzplastik. Die sonst notwendigen gelenknahen Fixationsbohrlöcher entfallen; spätere Erweiterungen oder eine Fehlplatzierung dieser gelenknahen Fixationsbohrlöcher ( Hauptgrund für VKB-Plastik-Fehlschläge ) können somit nicht entstehen.

Langzeitstudien zeigen die Erhöhung des Verschleißrisiko nach einen vorderen Kreuzbandriss ohne operative Therapie um den Faktor 4. Nach einer erfolgreichen VKB-Ersatzplastik bleibt das Verschleißrisiko um den Faktor 3 deutlich erhöht bei Verbesserung der Sportfähigkeit für Ballsportarten. Wir hoffen, dass die neue VKB-Nahttechnik mit Ligamysstabilisierung eine weitere Verringerung des Verschleißrisikos bringen wird. 

Schlußfolgerung
Jungen sportlichen Kreuzbandverletzten raten wir zu einem operativen Eingriff. 

Sollte es möglich sein einen Eingriff innerhalb von 3 Wochen nach Verletzung durchzuführen raten wir zur VKB-Naht mit dynamischer Ligamysstabilisierung.
Nach diesem Zeitfenster von 3 Wochen raten wir zur VKB-Ersatzplastik. 

Bei über 40-jährigen oder unsportlichen Patienten ist nicht zwingend ein operativer Eingriff notwendig. Bei diesen Patienten kann nach einem intensiven krankengymnastischen Übungsprogramm neu entschieden werden. Nur bei Instabilitätsymptomen und Schmerzen ist dann ein Eingriff anzuraten. 

Durch die moderne Diagnostik, modernste OP-Techniken und frühe Mobilisierung nach den Operationen können  80-90% der vorderen Kreuzbandverletzten ihre Sportart wieder ohne Einschränkung wahrnehmen.