Die Kalkschulter ( Tendinosis calcarea )

   
Eine Verkalkung der Rotatorenmanschette (= innerer Schultermuskelring) ist eine nicht seltene Erkrankung (5-12%) der ca. 35-50-jährigen. Diese Erkrankung hat eine günstige Prognose mit hoher Selbstheilungstendenz. Die Kalkschulter ist nicht als fortschreitender Verschleiß des Schultergelenks oder nicht als Überlastungssyndrom anzusehen.
 
   

Der Grund für die Kalkbildung im Muskel ist wahrscheinlich eine vorübergehende Stoffwechselstörung in einem gering durchbluteten Muskelbereich. Durch eine lokale pH-Wert-Änderung können dort die im Blut vorhandenen Salze ausfallen.

 
   

Dieses Kalkbildungsstadium ist im Regelfall für den Patienten schmerzfrei und verläuft unbemerkt.

 

   
Auch das anschließende Kalkruhestadium ist bis auf sehr große Kalkdepots, die dann eher mechanische Probleme machen können, schmerzfrei.  
   
Das sich anschließende Kalkresorptionsstadium ist dagegen von deutlichen Schmerzzuständen wechselnder Intensität, Häufigkeit und Dauer gekennzeichnet.
In diesem Stadium gelangt der sich auflösende Kalk in den aufliegenden Schleimbeutel, der durch den Kalk chemisch geätzt wird und die Schmerzen verursacht (Bursitis). Dieses ist vergleichbar mit einer Kalkspritzerverletzung im Auge.
 
   
Je nach Menge des sich resorbierenden Kalks können diese Schmerzzustände einmal extrem stark mit kompletter Auflösung in wenigen Tagen oder auch über viele Jahre mit häufigen Schmerzattacken auftreten.  
   
Nach Kalkresorption ist die Schulter wieder voll hergestellt. Spätfolgen sind nicht bekannt.  
   
Die Diagnose kann aufgrund der Patientenschilderung vermutet werden, der Kalk wird im Röntgenbild nachgewiesen und klassifiziert. Mit der Ultraschalluntersuchung (Sonografie) kann der Kalkherd exakt lokalisiert und die Bursitis dargestellt werden. Eine Kernspintomografie ist für die Diagnose einer Kalkschulter nicht geeignet.  
   
Die für den Patienten unangenehmen Schmerzen können mit entzündungshemmenden Einspritzungen und entzündungshemmenden Tabletten gelindert werden. Krankengymnastik ist nur bei zunehmender Einsteifung sinnvoll. Der Krankheitsverlauf wird hierdurch nicht beschleunigt oder verändert. Eine Schonung bei akuten Schmerzsymptomen ist eher hilfreich.  
   

Das Resorptionsstadium kann zusätzlich durch den Einsatz der Stosswellentherapie beschleunigt werden. Das Kalkdepot wird hierbei nicht zersprengt, sondern zur Auflösung angeregt.

 
   
Sollte über Wochen das Beschwerdebild nicht zu bessern sein, kann durch eine operative arthroskopische Kalkdepoteröffnung das Krankheitsbild ursächlich behandelt werden. Durch kleine Hautschnitte wird hierbei das Kalkdepot dargestellt, angeritzt und je nach Konsistenz abgesaugt, ausgedrückt oder ausgekratzt.  
   
  
 
Blick durchs "Schlüsselloch":
Die "Kalkzahnpasta" erscheint.
 
Blick durchs "Schlüsselloch":
Die "Kalkzahnpasta" quillt.
 
       
In der Regel lässt sich mit der Operation über 90% des Kalks sofort entfernen. Der Restkalk wird in den nächsten Wochen vom Körper resorbiert; der schmerzhafte Krankheitsverlauf wird deutlich abgekürzt.  
   
Die Schulter sollte für 6 Wochen nach der Operation nicht maximal belastet werden; gelegentlich auftretende Schultersteifen sind nach wenigen Wochen wieder komplett rückgebildet.  
   
    
Röntgenbild mit Kalk vor der Operation  
Röntgenbild direkt nach der Operation